Bald neue Bleibe / Biberwasser mit Fliegenpilz / Dusche [Tag 28]

Heute war ein guter Tag! Meine Gebete wurden erhört! Ich habe an 3 schwedische Freunde einen Notruf abgesetzt. Einer hat geantwortet und ich kann meinen Wohnwagen in einem kleinen Dorf 30 km westlich von hier neben ein Haus stellen und eine Weile dort bleiben. Dieses halb-legale Waldschrat-Dasein hatte an meinen Nerven gezerrt. 

Ich muss irgendwie Geld verdienen, also einen Büroalltag hinlegen und verdurste nebenbei. Mein Fischwasser mit Algen und Eiern ist alle und in der Mittagspause bin ich 1 km zum bisher unbekannten See gerannt um Wasser zu holen.

See ist nicht gleich Wasser, man muss eine Stelle finden um das Wasser abzuzapfen.

Das Wasser ist hier braun und es schmeckt nach Biber und Fliegenpilz.

Nur mit Hilfe des Tees (scharfer Ingwer mit Zitrone) kann ich den Biber-Muff überdecken. Es sind unzählige Fliegenpilze hier im Wald und an der Wasserstelle, aber der hier ist am Schönsten.

Es ist nicht so leicht, mit 20 kg Wasser in einer Hand 1 km zu laufen. Und im „Büro“ warten dann gleich 4 ungeduldige E-Mails auf mich. Das war keine Mittagspause. Das war Überleben. Und zwischendurch muss der Generator betankt und angeschmissen werden, wenn der Akkustand des Laptops oder Telefons zur Neige geht. Das mach dann aber Spass.

Ich bin wirklich überglücklich, eine Bleibe ..mit etwas Glück.. gefunden zu haben. Mein Ziel ist es nicht, für immer im Wald zu leben. Ich will mich hier integrieren, schwedisch lernen, arbeiten. In der Natur leben ist schön aber in Stadt nähe (wirklich neue Rechtschreibung? Stadt nähe?) wäre ideal. Meine neue Bleibe wird 100 km von Stockholm entfernt sein. 100 km in Schweden sind 1 km in Berlin. Man kommt mit Zug oder Bus nach Stockholm. Trinken und Autofahren ist hier richtig verboten. Es gibt Gefängnis bis zu 6 Jahren.

Ich träume davon, nicht-stinkendes Wasser zum Trinken und zum Duschen zu haben und einen Waschsalon oder so in Nähe zu haben. Das mit der Handwäsche ist nicht nachhaltig. Die Wäsche stinkt nach 1 Tag wieder.

Hier noch Bilder von der Jürgen-Dusche. Bilder sind noch aus Idebo.

Ein Kabelbinder verhindert das runterrutschen. Für den 2 m Schlauch wollte die Kassiererin 800 Kronen = 80 Euro haben. Ich sagte, dass das zuviel sei, obwohl wir in Schweden sind. Dann waren es 80 Kronen = 8 Euro. Ich sagte, dass der Schlauch 17 Kronen = 1,70 Euro pro Meter kostet. Ich also 34 Kronen zahle. Das war dann auch ok. Ich komme mir vor wie ein Pfennigfuchser oder Schwabe aber ich achte auf sowas.

Das war der Tag. Ich bin einfach geblieben, habe gebetet und habe gewartet, bis sich die Probleme klären. Prompt hatte ich einen Agentur-Auftrag und eine Zusage für eine Bleibe. So geht das nämlich. Es gehen nicht immer die Türchen auf, die man sich wünscht. Die Türen, die nicht aufgehen, sind ganz einfach nicht die richtigen Türen. Es gehen immer nur die richtigen Türen für einen auf. Okay, ich wiederhole mich.

Ich habe endlich meinen sich mitdrehenden Badezimmerwasserhahn repariert. Da werde ich mich noch monatelang dran freuen. Und ich habe die Isomatte zerschnippelt für meine Füße.

Mehr war nicht an diesem freundlichen, sonnigen Herbsttag.

Ich werde heute Abend fertig mit dem Hörbuch: Der Marsianer. In abgeschwächter Form hat es mich an meine Situationen erinnert. Ich würde niemals auf den Mars fliegen. Aber alle Brücken abbrechen und im Wald zu leben ist auch eine Herausforderung. Ich bin stolz auf mich und danke euch, dass ich die richtige Ausrüstung dabei habe. Ich habe nicht zuviel dabei und mit dem was ich habe, kann ich überleben. Strom, Wasser naja, Wärme, Internet, Telefon, Werkzeug, Kochsachen, Vorräte.