Schnee Dunkelheit Einsamkeit Knappheit – Der Synth des Lebens [Tag 119]

Frohe Weihnachten, gesundes Neues, Happy Birthday, und Glückwunsch zur anstehenden Beförderung, zum Brexit, Frexit und Dexit!

Ich sehe einmal pro Woche Menschen und spreche alle 1-2 Wochen mit einem Menschen. Deshalb ist mein Schwedisch immer noch sehr schlecht. Und mein Deutsch wird schlecht. Möglicherweise verschrate ich auch. Es gibt keine Instanz, die das beurteilen könnte, außer Gott und den 4 Eichhörnchen da draußen, die gegen Mittag aufstehen und mein Autodach als Toilette benutzen und alle Autoteile betatschen und daran rumschrauben.
Es gibt da auch noch einen Specht – rot-schwarz-blau- der das Netz meiner Meisenknödel aufhackt und komplett mit dem Talg-Knödel wegfliegt. Auch so ein Job. Und wieder ein Euro weg.

„Aber nicht, dass Du uns da oben komisch wirst!“, sagt mir mein Vater am Telefon. Der liest hier übrigens mit. Deshalb bitte ich um moderate Kommentare. Mit „da oben“ kann er alles Mögliche meinen. Vielleicht Skandinavien?

Ich kann hier nicht tolle Sachen erzählen. Jeder und jede die-der-das hier liest hat mehr INPUT als ich. Aber ich könnte ja jederzeit meinen Kram ins Auto räumen, meinen tiefgefrorenen Wohnwagen anhängen und 1000+ Kilometer in den Süden fahren. In das mediterrane Deutschland. Wirklich: Ich wurde mehrmals von Schweden gefragt, ob wir auch Winter haben in Deutschland. Ich hatte in Berlin -25 Grad Winter. Hier oben sind es nachts nur -9 Grad. Und hier sind auch nicht 4 Meter Schnee wie in Österreich oder Oberbayern sondern 4 Zentimeter.
Winter, Schnee und Minusgrade sind nicht UNESCO-geschützt und kein nationales Gut. Und Deutschland kann auch kalt sein. Sorry. Als Emigrant wird man oft sehr impulsiv und nationalistisch.

Ich bleibe hier noch eine Weile. Es geht ums Prinzip. Das hier war meiner Ansicht nach mein Traum. Ein Haus am See in der Natur in Schweden. Jetzt habe ich das und bin unzufrieden. Ich habe diese Art von Freiheit und mag sie nicht. Was jetzt? Die Alternativen Berlin oder Osten finde ich okay aber eher im Sinne von ok-lala. Wobei Osten ganz witzig sein könnte. Ich weiss es nicht. Aber jedes Kind weiß, dass ein Winter immer .. kalt und ungemütlich ist. Ich hatte meine ekelhaftesten Wintertage sogar in Süd-Spanien. +12 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit und keine Heizung 10 Tage lang. Damit kann man gar nichts anfangen. Und in Casablanca, Marokko hat es jetzt 16 Grad Celsius. Was will man damit machen? Außer Jürgen, der dann im T-Shirt rumlaufen würde. Vergesst den Winter, backt, raucht, trinkt, lest, hört Musik und Hörbücher, stresst die Nachbarn, bildet Banden!

fornbo-see-gefroren

Freiheit ist ein Wort und nicht mehr. Ich bin froh, dass ich dem „Flüstern meiner Seele“ gefolgt bin. Aber oft flüstern die Seelen auch nur Müll. Die blauen Croissants. Oder Unausgegorenes. Oder der Sinn erschließt sich nicht jetzt sofort. Es ist kompliziert.
Das ist ein noch unveröffentliches Lied von 18 horses und es heißt: „Kompliziert“.

Am Samstag bin ich da auf einem Konzert in Linköping.
Ganz unten läuft Youtube auf Autoplay. Kurz mal ausschalten um dieses Lied hier zu hören.

Ich hab‘ mich gemeldet, habe nichts Positives zu berichten und jetzt könnt Ihr Euch alle entspannen!

@Peter, Anika, Sandy, Jürgen, Bruder-von-Peter-Udo-von-Akudo:
Wollt Ihr mal eine Gastbeitrag veröffentlichen? Hier auf dem Mega-Blog? Einfach mir mailen und ich poste das dann.

Hier ist mein gefrorener See.

Ahoi Brause,
Jens

5 Gedanken zu „Schnee Dunkelheit Einsamkeit Knappheit – Der Synth des Lebens [Tag 119]“

  1. Hi Jenses, hier schreibt Dein alter Vadder (77).
    Ich bewundere Deinen Mut und Deine Entschlossenheit da oben tapfer weiterzumachen. Häng‘ Dich rein und mach was draus.
    ABER:
    Früher beim Segelfliegen hatten wir immer eine Fallschirm auf dem Rücken. Da konnte man wenn’s brenzlig wird aussteigen und zog dann die Reißleine.
    Gruß von Vadder

    1. Ach Hallo Vattern! Danke Dir!
      Ich habe morgen noch ein Bewerbungsgespräch mit 5%iger Aussicht auf Erfolg. Danach ziehe ich die Reißleine und meinen Wohnwagen aus dem Schnee und wäre mit etwas Glück am 6. Februar in Deutschland.

  2. Moin moin Jens, da spricht oder tipselt der Jürgen.. autoschrauben und Eichhörnchen stelle ich mir gerade sehr spannend vor.. und wie dein Papa schon tipselt einen Raum hab auch für dich frei.. falls deine Freiheit zu viel der Freiheit sein sollte.. bei mir hab Nun einen holzboden in der Stube.. und sonnst naja mein Bulli darf auch bald geh’n… und ja wir haben seit ca. Einer Woche unter Null… LG jürgen..

    1. Hi Hi Jürgen! Ach Du warst natürlich fleißig und hast einen Holzboden gebaut über den Winter. Nicht schlecht. Muß ich mir unbedingt mal ansehen. Wir sehen uns vielleicht sogar nächste Woche :-), falls das mit dem Bewerbungsgespräch nichts wird. Der Bulli ist doch unzerstörbar! Ist wieder was los mit dem? Ich hätte vielleicht einen Passat anzubieten. Eine schöne Familienkutsche ohne Beulen und mit nagelneuem Zahnriemen-Satz. Aber soweit kann ich noch nicht planen.
      Viele Grüße
      Jens

  3. Moin moin Jens.. der Bulli ist Nu wech.. das wurde mir nun zu viel.. Bremse hinten incl. Leitungen … schweißen Türen Radläufe Einstieg li. Und Motor abdichten… jo passat hab Nun auch.. Kombi .. naja halt Auto… irgendwann wird das wieder ein Bulli.. aber nix mehr „deutsches“ die bauen nix für mich.. denke da eher an einen Mitsubishi oder toyota in der 3.5t klasse… hoffe deine Bewerbung hat dein dir erhofftes Ergebniss gebracht.. LG jürgen

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